Samstag, 23. Juli 2011
"Wege 2011" muss abgesagt werden
Es fehlt uns (noch) an der nötigen finanziellen Ausstattung, ich laboriere an einem Leistenbruch rum, der nicht ordentlich verheilen will, Mutters und meine Situation, das Haus und unsere finanzielle Lage betreffend, ist ungeklärt undundund....
Wir haben viel Vorarbeit geleistet und wollen jetzt nicht riskieren, aus ungeduldigem Aktionismus heraus diese schöne und notwendige Idee zu verheizen. Wir wollen nichts überhasten, uns nicht überfordern, den Marsch sauber vorbereiten. Dafür brauchen wir mehr Zeit. Wir beginnen ab heute mit der Planung für "Wege 2012". Schade, es tut mir selbst am meisten leid. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Unsere Petition wollen wir dennoch auf den Weg bringen. Allerdings scheint uns der Petitionsausschuss einen Strich durch die Rechnung zu machen. Unsere Petition ist formal korrekt und wurde angenommen. Da es aber angeblich bereits eine nichtöffentliche(!!!!!) Petition mit annähernd gleichem Inhalt geben soll, soll unsere Petition gemeinsam mit dieser verhandelt werden. Den genauen Inhalt dieser Petition und deren Petent hat man mir nicht genannt, weil nichtöffentliche Petitionen anonym behandelt werden. Erst nach mehrmaligem Nachfragen hat man mir den Inhalt vorgelesen. Diese Petition verlangt ebenfalls die Angleichung des Pflegegeldes an die Pflegesachleistungen, allerdings nur "in berechtigten Einzelfällen". Wir finden, dass das eher das Gegenteil ist von dem, was wir wollen. Deshalb werden wir weiter versuchen, unsere Petition doch noch als öffentliche Petition durchzusetzen.
Samstag, 7. Mai 2011
DLF-Sendung "Lebenszeit" vom 6.5.11
Mittwoch, 6. April 2011
Vivo-Reportage "Zerbrechen geht nicht-wenn Pflege arm macht"
Mittwoch, 30. März 2011
Vom Leben und Sterben, dort und hier
Japans Schrecken macht uns fassungslos. Ein Inferno bricht über ein ganzes Volk herein, Unzählige fanden den Tod in den Fluten oder werden der radioaktiven Strahlung zum Opfer fallen. Gott hilf.
Doch warum macht uns das unsagbare Leid am anderen Ende der Welt so betroffen, während uns die viel größere Humankatastrophe in unserem eigenen Land scheinbar kalt lässt? In Deutschland leben ca. 800.000 Menschen in Pflegeheimen. Die durchschnittliche Verweildauer in diesen ehemals grauen, heute bunten Residenzen beträgt nach seriösen Schätzungen, die fehlende Statistiken ersetzen müssen, weniger als ein Jahr, dann wird gestorben. Am Rand: Der Pflegefall in den eigenen vier Wänden erstreckt sich durchschnittlich über 8 Jahre.
Etwa eine Million Menschen sterben also jährlich in deutschen Pflegeheimen. Nach dem aktuellen Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen leiden über 34 Prozent aller Heimbewohner an Mangelernährung, sie bekommen nicht das Lebensnotwendige zu essen und zu trinken verabreicht. Selbst bei gutwilliger Unterstellung, dass diese Mangelernährung nur bei der Hälfte der von ihr betroffenen Heimbewohner die Todesursache ist, bleiben jährlich immer noch weit über 100.000 Menschen, die hier in Deutschland, mitten unter uns, verhungern und verdursten, die ihrem eigenen Super-GAU entgegen siechen. Noch ehe Sie diesen Brief zu Ende gelesen haben, ist es wieder einer mehr geworden. Es sind unsere eigenen Großeltern, Eltern, Freunde und ein Heer von Namenlosen, die keiner mehr kennt.
Doch nicht das macht uns betroffen, sondern das weite Japan, das rund um die Uhr in unsere Wohnzimmer flimmert. Und wenn sich unsere mitfühlende Seele nach Erleichterung sehnt, bleibt uns die Überweisung aufs Spendenkonto, per Online-Banking, vom heimischen Sofa aus. Oder wir schalten ab.
Warum ist das so? Schauen wir nach Japan, weil wir den Blick auf unser eigenes Land nicht ertragen? Weil Bilder von vor sich hinvegetierenden Menschen nicht so spektakulär sind wie eine Monsterwelle? Weil ein einvernehmliches, stillschweigendes Abkommen zwischen Politik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft besteht, sich mit diesem, zugegeben, unbequemen, wenig spektakulären Thema zu konfrontieren, aus verschiedensten Motiven? Weil uns an der Katastrophe in Japan keine Schuld trifft, sehr wohl aber an den Zuständen im eigenen Land?
Dabei hätten wir so viel zu gewinnen: Ein ruhiges Gewissen gegenüber unseren Pflegebedürftigen, die wir selbst einmal sein werden und der Verlust der Angst, im Ernstfall evakuiert zu werden in eine Umgebung, die kontaminiert ist von Tod und Siechtum.
Es bringt nichts, zu verdrängen was jeder weiß. Das zeigt Japan. Das Alter lässt sich nicht aufhalten, es kommt so sicher und unerbittlich wie der nächste Atomunfall. Ein dreimonatiges Moratorium hilft da genauso wenig wie eine zweijährige Pflegeauszeit. Angesichts des Bedrohungsszenarios sind solche Vorschläge eher als zynisch zu empfinden.
Nicht dass Spenden falsch wäre. Geben und Helfen sind unmittelbare Gesten des Mitgefühls.
Doch es bleibt ein fader Beigeschmack, wenn aus unserer Betroffenheit für das Leid in Japan keine mitfühlende Tat am Nächsten erwächst. Die Losung "think global, act local" gilt heute mehr denn je. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es, wusste Erich Kästner. Also wenden wir uns doch den Ärmsten der Armen mitten unter uns zu, auch wenn es anstrengend und schmerzhaft sein könnte.
Von Hannah Arendt stammt die Mahnung, dass keiner das Recht hat zu gehorchen. Also verweigern wir endlich jenem bedrohlichen Geflecht die Gefolgschaft, das aus eigener Verdrängung besteht, aus doppelzüngiger, nur noch in Wahlperioden agierender Politik und aus mächtigen Wirtschafts- und Interessenverbänden, die gerade dabei sind, unsere Zukunft zu verspielen. Keiner will verstrahlt werden und keiner will ins Heim. Atommeiler können abgestellt werden, Pflegeheime auch. Es braucht nur den Willen eines freien Volkes und die mutige Investition in unsere eigene menschenwürdige Zukunft.
Samstag, 27. November 2010
hart aber fair
Freitag, 19. November 2010
Treffen mit BMG Dr. Philipp Rösler
Gesprächsprotokoll:
Einladung bei Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler am 15.9.2010 in Berlin
TeilnehmerInnen:
• Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler
• MinR Dr. Matthias von Schwanenflügel, Unterabteilungsleiter Pflegesicherung
• Sibylle Laurischk (FDP), Bundestagsabgeordnete des Ortenaukreises und Vorsitzende des
Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Bundestag
• Dr. Hanneli Döhner, Vorstandsmitglied von wir pflegen
• Stefan Krastel, Vorstandsmitglied von wir pflegen
Zu Beginn wurden die Möglichkeiten der Förderung unseres Vereins erörtert. Finanzielle Unterstützung von Seiten des BM wird es nicht geben können. Es wird auf die folgenden grundsätzlichen Fördermöglichkeiten hingewiesen:
-SGB XI, Par. 45 c und d, gemeinsame Förderung durch Land und Kassen
-SGB V, Par. 20 c, Förderung durch die Kassen
-BMG, wenn Erkenntnisbedarf im Sinne von Forschung
-BMAS und BMFSFJ: Förderung zu Bürgerschaftlichen Engagement prüfen
Dann wurde auf meinen Fall eingegangen, an dem exemplarisch die Nöte aufgezeigt werden können, die entstehen, wenn sich ein Vollverdiener der Pflege widmet. Dem Dilemma, dass man von ca. 600.- Euro Pflegegeld nicht leben kann und deswegen früher oder später auf unbestimmte Zeit auf Hartz IV angewiesen ist, könnte durch die Angleichung des Pflegegeldes in Pflegestufe III an die Pflegesachleistungen begegnet werden (siehe unten). Herr Dr. Rösler zeigte sich für diesen Vorschlag nicht offen aus zwei Gründen:
1. Eine Angleichung des Pflegegeldes an die Pflegesachleistung ausschließlich bei Pflegestufe III sei nicht vermittelbar, da sich dann die Empfänger des Pflegegeldes in den anderen Pflegestufen benachteiligt fühlten. Es entstünde eine "Neiddebatte", der man sich nicht stellen wolle. Herr Dr. von Schwanenflügel fügte an, dass es bei Pflegestufe III doch wenigstens "theoretisch" machbar sei, arbeiten zu gehen, wenn man die Pflegesachleistungen für einen Pflegedienst verwenden würde. Auf den Hinweis, dass mit diesem Geld nur ca. eine Stunde Pflege am Tag abgedeckt sei, wurde nur in sofern eingegangen, dass es doch möglich wäre, weitere Hilfen im sozialen Umfeld zu mobilisieren, z.B. durch meinen Bruder.
2. Die Angleichung des Pflegegeldes an die Pflegesachleistungen in allen Pflegestufen sei nicht finanzierbar. Da die komplette Angleichung bewusst (noch?) nicht meinem Vorschlag entspricht, wurde an dieser Stelle nicht mehr weiterdiskutiert.
Insgesamt war zu erkennen, dass der gesamtvolkswirtschaftliche Nutzen JEDER Entlastung und Verbesserung der Situation pflegender Angehöriger in den Überlegungen des Gesundheitsministers eine untergeordnete Rolle spielt. Frau Laurischk hingegen zeigte sich offen für diese Gedanken und betonte mehrmals, dass man in Sachen Pflege zu Ressort übergreifenden Ansätzen gelangen müsse.
Das BMG will prüfen und darüber informieren, wie viele Menschen in Deutschland aufgrund ihrer pflegerischen Tätigkeit auf Hartz IV-Leistungen angewiesen sind, was für die weiterführende Diskussion dringend notwendig ist. Man erklärte uns weiter, dass das Gesundheitsministerium an einer Neudefinition des Pflegebegriffes arbeite, um Demenz- und Alzheimererkrankungen künftig stärker in der
Pflegeversicherung Rechnung zu tragen. Wann dieser Begriff Einzug in die Gesetzgebung finden wird, konnte man uns nicht sagen.
Danach hatten wir noch Gelegenheit, Fragen aus dem Mitgliederkreis an Herrn Dr. von Schwanenflügel weiterzugeben:
• Die Frage zu speziellen Kuren für pflegende Angehörige gemeinsam mit den Pflegebedürftigen konnte nicht beantwortet werden. Es wurde aber als wichtige und sinnvolle Entlastung angesehen und die Parallele zu Mutter-Kind-Kuren diskutiert. Es wurde uns eine Prüfung zugesagt
• Die Frage nach der Inanspruchnahme der seit 2008 gesetzlich möglichen Pflegezeit konnte ebenfalls nicht beantwortet werden. Wir sollen in einigen Monaten noch mal nachfragen.
• Zum Schluss wiesen wir auf den unsäglichen Umstand hin, dass Verhinderungspflege zwar in Kurzzeitpflege umgewandelt werden kann, umgekehrt ist das allerdings nicht möglich. Der Ministerialrat sicherte zu, den Sachstand und ggf. einen Veränderung zu prüfen.
Herr Dr. von Schwanenflügel bot an, bei Fragen unseres Vereins für uns weiter Ansprechperson zu sein.
Insgesamt handelte es sich um ein offenes Gespräch, bei dem allerdings auch der Eindruck zurück blieb, dass uns die Politik eine Antwort auf die Frage, wie Armut durch Pflege verhindert werden kann, auch weiterhin schuldig bleiben wird. Umso dringlicher zeigt sich die Notwendigkeit der erfolgreichen Weiterführung unserer Kampagne "Armut durch Pflege" und der Aufbau einer flächendeckenden Basis als die nächsten Aufgaben für unseren jungen Verein wir pflegen.
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